Stellungnahme der Fachgruppe "Virologie und Viruskrankheiten" in der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft e.V. zum aktuellen MKS – Geschehen.
- Die sozio – ökonomische Entwicklung unserer Gesellschaft hat einen
großen Austausch von Menschen, Waren und Dienstleistungen mit sich
gebracht.
- Dieser Austausch erhöht das Risiko der Einschleppung von
Seuchenerregern in seit langer Zeit erregerfreie Gebiete, wozu nicht
nur der globale, sondern auch der überregionale Tierhandel beiträgt.
Dies gilt auch für die MKS.
- Die seit 1992 in der EU praktizierte Nicht - Impfpolitik gegen die MKS hat den freien Handel zweifellos gefördert.
- Der MKS - Krisenplan, veterinärbehördliche und andere
Maßnahmen haben sich bislang gegen eine Einschleppung der MKS in die
Bundesrepublik Deutschland bewährt.
- Die rasche und sichere Diagnosestellung der MKS ist
gewährleistet und Verdachtsdiagnosen können zuverlässig abgeklärt
werden. Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass Folgemaßnahmen schnell
ergriffen werden können.
- Im Containment eines Primärherdes sind die Tötung aller
empfänglichen Tiere, ihre unschädliche Beseitigung und wirksame
Desinfektionsmaßnahmen unerlässlich.
- Wirksame Impfstoffe aus inaktivierten Viren gegen eine Vielzahl von MKS - Sero- und - Subtypen stehen zur Verfügung.
- Schutzimpfungen haben sich als weitere wichtige Maßnahme zur
Eingrenzung eines MKS - Ausbruchs bewährt. In Abhängigkeit von der
Seuchenlage müssen Ring- oder gegebenenfalls großflächige
Präventivimpfungen ("Notimpfungen") in Erwägung gezogen werden.
- Die dann mögliche weitere und bestimmungsgemäße Nutzung
geimpfter, MKS – Virus - freier Rinder trägt dem Tierschutz und
ethischen Aspekten Rechnung.
- Die Schutzimpfung von Zoo- und Zirkustieren sowie von Tieren seltener Arten und Rassen ist uneingeschränkt zu befürworten.
- Die Einstellung der allgemeinen Schutzimpfung gegen die MKS
erfolgte aus wirtschaftlichen Erwägungen und nicht wegen mangelnder
Wirksamkeit oder möglicher Impfschäden.
- Dringender Forschungsbedarf besteht hinsichtlich der
Entwicklung und der Validierung zuverlässiger und standardisierter
Testsysteme zur Unterscheidung geimpfter von infizierten Tiere.
Bad Nauheim, 4. bis 7. April 2001
Leiter der Fachgruppe: Prof. Dr. Hermann Müller