05.10.2012

Professor Dr. med. vet. Hans Eikmeier verstorben

Am 05.09.2012 verstarb Professor Dr. Hans Eikmeier, bis 1987 Professor für Innere und Gerichtliche Veterinärmedizin der Justus -Liebig-Universität Gießen, im Alter von 93 Jahren.

Prof. Eikmeier wurde am 03.12.1918 in Wiesbaden geboren. Nach Ablegung des Abiturs meldete er sich 1937 zur Wehrmacht und erlebte den 2. Weltkrieg als Abteilungskommandeur einer Kavallerieeinheit an der West- und Ostfront. Er kehrte 1945 als Major und Ritterkreuzträger aus englischer und amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück und studierte, durch eine enge Bindung zum Pferd geprägt, in Hannover und Gießen Veterinärmedizin, das er 1950 erfolgreich in Gießen abschloss. Noch im gleichen Jahr promovierte er zum Dr. med. vet.. Nach einjähriger Tätigkeit in einer Großtierpraxis im Bayrischen Wald wurde er wissenschaftlicher Assistent an der Medizinischen und Gerichtlichen Veterinärklinik in Gießen unter Leitung von Prof. Dehner.

Im Jahre 1954 legte Prof. Eikmeier das Kreisexamen ab, und 1958 habilitierte er sich mit einer Arbeit zur Diagnostik von Lebererkrankungen des Hundes. Es folgte die Ernennung zum wissenschaftlichen Oberassistenten, zum Dozenten und 1964 zum apl. Professor. Seine Berufung zum ordentlichen Professor und Direktor der Medizinischen und Gerichtlichen Veterinärklinik I in Gießen und somit zum Nachfolger seines akademischen Lehrers erhielt er 1970. Bereits im Jahre 1957 erreichte Prof. Eikmeier ein ehrenvoller Ruf an die Humboldt-Universität in Berlin und 1973 an die Ludwig-Maximilians-Universität München. Beide Rufe lehnte er ab und blieb seiner Alma mater in Gießen treu.

Prof. Eikmeier gehörte noch zu einer Generation von klinischen Hochschullehrern, die das gesamte Fachgebiet der Inneren Veterinärmedizin für alle Tierarten in Lehre, Patientenversorgung und Forschung vertrat. Für eine landwirtschaftsnahe und praxisbezogene Ausbildung organisierte er einen Jungtier- und Schweinegesundheitsdienst, so dass er den Studierenden schon frühzeitig die Probleme der Bestandsbetreuung vermitteln konnte. Großes Gewicht legte er auf die Fortbildung praktizierender Tierärzte/innen, für die er ab 1973 den Vortrags- und Patientendemonstrationsnachmittag "Kleintierpraxis für den Großtierpraktiker" einrichtete. Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit waren aktuelle internistische Probleme der tierärztlichen Praxis und der Gerichtlichen Veterinärmedizin. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen tragen seinen Namen.

Länger als ein Jahrzehnt war Prof. Eikmeier Vorsitzender der "Oberhessischen Gesellschaft - Veterinärmedizinische Abteilung" und der Fachgruppe "Innere Medizin" der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG). Er gehörte verschiedenen Herausgebergemeinschaften und wissenschaftlichen Beiräten international anerkannter veterinärmedizinischer Fachzeitschriften an und war Mitautor, Autor und Herausgeber von mehreren Lehrbüchern. Sehr beliebt waren sein praxisnahes Lehrbuch "Therapie Innerer Krankheiten" und das "Lehrbuch der Gerichtlichen Veterinärmedizin", in dem er die Fragen des Haftpflicht- und Gewährsrechts bearbeitete.

Prof. Eikmeier war ein sehr beliebter klinischer Hochschullehrer, der sich durch Bescheidenheit, Kollegialität sowie Verständnis für Studierende, Mitarbeiter/innen und praktizierende Tierärzte/innen auszeichnete. Er hat Generationen von Studierenden geprägt, zahlreiche Doktoranden zur Promotion geführt, zwei Nachwuchswissenschaftler habilitiert und viele Assistenten/innen zum Fachtierarzt ausgebildet. Er war ein sehr fürsorglicher Klinikleiter und äußerst verständnisvoller Emeritus. Für seine aktive Mitarbeit in der Standespolitik erhielt er 1989 die Wilhelm-Schulz-Medaille der LTK-Hessen.

Mit seinem Tod verliert der Fachbereich Veterinärmedizin der JLU-Gießen einen hochgeachteten klinischen Hochschullehrer "alter Schule", die LTK Hessen ein Gründungsmitglied und seine Familie einen liebevollen Mann, Vater und Großvater.
Wir, seine Nachfolger, akademischen Schüler, Kolleginnen und Kollegen nehmen Abschied von Prof. Eikmeier als einem von Pflichterfüllung, Hilfsbereitschaft und Mitgefühl geprägten Vorbild. Wir werden sein Andenken dankbar in Ehren halten.

Prof. Dr. E.-G. Grünbaum, Gießen          Prof. Dr. I. Nolte, Hannover
Prof. Dr. W. Kraft, München                 Prof. Dr. A. Moritz, Gießen