Stellungnahme der Fachgruppe "Virologie und Viruskrankheiten" in der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft e.V. zum aktuellen MKS – Geschehen.

  1. Die sozio – ökonomische Entwicklung unserer Gesellschaft hat einen

    großen Austausch von Menschen, Waren und Dienstleistungen mit sich

    gebracht.


  2. Dieser Austausch erhöht das Risiko der Einschleppung von

    Seuchenerregern in seit langer Zeit erregerfreie Gebiete, wozu nicht

    nur der globale, sondern auch der überregionale Tierhandel beiträgt.

    Dies gilt auch für die MKS.


  3. Die seit 1992 in der EU praktizierte Nicht - Impfpolitik gegen die MKS hat den freien Handel zweifellos gefördert.


  4. Der MKS - Krisenplan, veterinärbehördliche und andere

    Maßnahmen haben sich bislang gegen eine Einschleppung der MKS in die

    Bundesrepublik Deutschland bewährt.


  5. Die rasche und sichere Diagnosestellung der MKS ist

    gewährleistet und Verdachtsdiagnosen können zuverlässig abgeklärt

    werden. Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass Folgemaßnahmen schnell

    ergriffen werden können.


  6. Im Containment eines Primärherdes sind die Tötung aller

    empfänglichen Tiere, ihre unschädliche Beseitigung und wirksame

    Desinfektionsmaßnahmen unerlässlich.


  7. Wirksame Impfstoffe aus inaktivierten Viren gegen eine Vielzahl von MKS - Sero- und - Subtypen stehen zur Verfügung.


  8. Schutzimpfungen haben sich als weitere wichtige Maßnahme zur

    Eingrenzung eines MKS - Ausbruchs bewährt. In Abhängigkeit von der

    Seuchenlage müssen Ring- oder gegebenenfalls großflächige

    Präventivimpfungen ("Notimpfungen") in Erwägung gezogen werden.


  9. Die dann mögliche weitere und bestimmungsgemäße Nutzung

    geimpfter, MKS – Virus - freier Rinder trägt dem Tierschutz und

    ethischen Aspekten Rechnung.


  10. Die Schutzimpfung von Zoo- und Zirkustieren sowie von Tieren seltener Arten und Rassen ist uneingeschränkt zu befürworten.


  11. Die Einstellung der allgemeinen Schutzimpfung gegen die MKS

    erfolgte aus wirtschaftlichen Erwägungen und nicht wegen mangelnder

    Wirksamkeit oder möglicher Impfschäden.


  12. Dringender Forschungsbedarf besteht hinsichtlich der

    Entwicklung und der Validierung zuverlässiger und standardisierter

    Testsysteme zur Unterscheidung geimpfter von infizierten Tiere.


Bad Nauheim, 4. bis 7. April 2001

Leiter der Fachgruppe: Prof. Dr. Hermann Müller