Memorandum zum Umgang mit der BSE
der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Halle
Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, Sektion Veterinärmedizin, hat im Rahmen einer ad hoc-Kommission "Nahrungsketten – Risiken" kurzfristig eine Arbeitsgruppe1 beauftragt, die Probleme der hochaktuellen Thematik BSE (Bovine Spongiforme Encephalopathie) aus wissenschaftlicher Sicht umfassend zu bewerten.
Nach eingehender Diskussion in dieser Expertengruppe, getragen von der Absicht, dem allgemeinen Wohl zu dienen, wird es für unerlässlich gehalten, dass mit dem Problem der Transmissiblen Spongiformen Encephalopathien (TSE, Prionenkrankheiten) rational, das heißt auf der Basis des gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisstandes umgegangen werden muß. Um diesem Erfordernis gerecht zu werden, wird vorgeschlagen,
ein unabhängiges, zentrales wissenschaftliches Beratungsgremium zu den TSE-Krankheiten im Auftrag der Bundesregierung zu berufen und mit folgenden Aufgaben zu betrauen:
- Politikberatung
Hauptgegenstand derPolitikberatung soll die Risikoabschätzung sein als Voraussetzung für
Entscheidungen zur Tierseuchenbekämpfung und zum Verbraucherschutz.
Darüber hinaus sollte das Gremium Empfehlungen zur Forschungsförderung
und Forschungskoordination abgeben.
- Information der Öffentlichkeit
Eine umfassende und kompetente Information der Öffentlichkeit ist auf
der Basis der Bewertung des jeweils neuesten wissenschaftlichen
Erkenntnisstandes zum Problemkreis BSE vorzunehmen.
- Forschung zum Gesamtkomplex TSE
Das Auftreten der BSE als Krankheit in einheimischen Tierbeständen und
als potentielle Zoonose gebietet eine breitangelegte, langfristige
interdisziplinäre Forschung auf dem Gesamtgebiet der TSE. Diese
Forschung hat sowohl nationale Besonderheiten als auch internationale
Erfordernisse und Kooperationen zu berücksichtigen.
Vor dem in Vorschlag gebrachten unabhängigen wissenschaftlichen Beratergremium steht als vorrangige Aufgabe, die aktuellen Debatten um die BSE mit sachkundigen Argumenten zu begleiten und den wissenschaftlichen Erkenntniszuwachs zu fördern.
1 Mitglieder: Th. Hiepe (Berlin) (Vorsitz): H. Martens (Berlin), Th. C. Mettenleiter (Insel Riems), F. J. Conraths (Wusterhausen), M. H. Groschup (Tübingen), E. Lücker (Leipzig), W. Mields (Berlin), H. Prange (Halle), R. Staufenbiel (Berlin)