11.12.2017

Hundebisse beim Kind vermeiden - der "Blaue Hund" als App

Mit einem Hund aufzuwachsen, ist für Kinder und ihre Entwicklung positiv. Kinder werden jedoch doppelt so häufig von Hunden gebissen wie Erwachsene, noch dazu meistens vom eigenen oder einem vertrauten Hund. Mit dem Blauen Hund, einer Zeichentrickfigur in einer interaktiven Computergeschichte, lernen Kinder und ihre Eltern den gefahrlosen Umgang mit dem eigenen Hund. Das vor zehn Jahren in Deutschland eingeführte Bisspräventionsprogramm "Der Blaue Hund" ist jetzt auch als App für Tablet-Computer erhältlich. Die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) mit Sitz in Gießen betreut und verbreitet den Blauen Hund in Deutschland.

Insbesondere Klein- und Vorschulkinder sind besonders gefährdet, denn sie werden oft am Kopf und insgesamt schwerer verletzt als Schulkinder. Es ist außerdem schwieriger, sie für Maßnahmen zur Vorbeugung zu erreichen, da sie noch kein Gefahrenbewusstsein haben und das Verhalten eines Hundes nicht einschätzen können. Der Blaue Hund setzt daher bei den Drei- bis Sechsjährigen an. Ein internationales Team von Kinder- und Tierärzten sowie Pädagogen, Verhaltenswissenschaftlern, Psychologen und Künstlern hat ein Lernprogramm mit einer interaktiven Computergeschichte für diese Altersgruppe entwickelt, das den Kindern Spaß macht und einen Lerneffekt hat. Dies wurde in einer wissenschaftlichen Studie der Universität Lincoln, Großbritannien, nachgewiesen.

In dem Programm "Der Blaue Hund" werden in kurzen Zeichentrickgeschichten alltägliche Situationen in der Familie dargestellt, die in der Realität zu Konflikten führen und für Kinder gefährlich werden können, so z. B. wenn der Hund gefüttert wird, auf dem Sofa liegt oder die Eistüte des Kindes haben möchte. In solchen Situationen hält die Geschichte an und das Kind, welches das interaktive Programm durchspielt, kann entscheiden, wie die Szene weitergeht. Wählt es die richtige Lösung, das bedeutet, den Hund in Ruhe zu lassen und die Eltern zu Hilfe zu holen, wird die Geschichte fortgeführt und als "Belohnung" folgt eine lustige Szene. Die falsche Wahl führt dagegen in eine Endlosschleife, in der das Kind immer wieder zur Wahlmöglichkeit gelangt.

Die DVG hat das seit 2007 auf CD bzw. zum Download erhältliche Programm, das auch ein Eltern-Begleitbuch beinhaltet, als App für Tablet-Computer entwickeln lassen, um eine zeitgemäße Anwendung zu ermöglichen. Die App ist bislang für das Betriebssystem iOS im App Store erhältlich (Suchwort: The Blue Dog) und wird in wenigen Wochen auch für Android-Geräte verfügbar sein. Das Elternbegleitbuch ist in der App als pdf-Datei enthalten.

Kontakt:
Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft
Friedrichstr. 17, 35392 Gießen
Telefon: 0641 – 24466, Fax: 0641 25375
E-Mail: info(at)dvg.de
http://www.dvg.de
http://www.der-blaue-hund.de

 

App Store:
https://itunes.apple.com/de/app/the-blue-dog/id1290238272?mt=8


Abbildungen zum Download:

  • Logo Blue Dog
    Bildnachweis: Blue Dog Trust
    Bildunterschrift: Logo "Der Blaue Hund"
  • Screenshot Blue Dog App
    Bildnachweis: Blue Dog Trust / DVG
    Bildunterschrift: Eine Szene aus dem Bisspräventionsprogramm "Der Blaue Hund", die in der Realität gefährlich für das Kind werden kann.
Eine Szene aus dem Bisspräventionsprogramm "Der Blaue Hund", die in der Realität gefährlich für das Kind werden kann. Grafik: Blue Dog Trust / DVG

Hintergrundinformationen

Das Ziel des Präventionsprogramms "Der Blaue Hund" ist es, Eltern und Kleinkinder anzuleiten, damit sie Gefahrensituationen mit dem eigenen Hund im Alltag besser einschätzen und damit umgehen lernen.

Als tierärztlicher, wissenschaftlicher Verband hat die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e.V. (DVG), Gießen, die Betreuung und Verbreitung des Blauen Hundes in Deutschland übernommen. Die DVG fördert Wissenschaft, Forschung und Lehre und bietet auf Kongressen und Tagungen Fortbildung in allen Bereichen des tierärztlichen Berufes an. Da Tierärztinnen und Tierärzte sowohl mit Hunden als auch ihren Haltern – und deren Kindern – zu tun haben und nicht nur bei medizinischen Problemen konsultiert werden, sondern häufig auch als Berater in Verhaltensfragen fungieren, nehmen sie eine Schlüsselposition in der Schnittstelle Mensch – Hund ein. Als tiermedizinischer Dachverband, zu dessen Aufgaben die Verbreitung von Wissen gehört, ist die DVG prädestiniert, das Projekt "Der Blaue Hund" zu unterstützen und das interaktive Programm zu verbreiten. Im November 2007 wurde der Blaue Hund anlässlich eines DVG-Kongresses in Berlin vorgestellt.

Um das interaktive Programm durchzuspielen, mussten Kinder bisher die Computermaus bedienen können. Diese Technik ist jedoch nicht mehr zeitgemäß. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Blauen Hundes in Deutschland in diesem Jahr hat die DVG daher eine App-Version für das Betriebssystem iOS entwickeln lassen. Der Vorteil ist, dass die App weltweit in den entsprechenden Stores zur Verfügung steht. Das Eltern-Begleitbuch ist bislang auf Deutsch und Englisch als pdf-Datei zum Download in die App integriert. Eine Version für Android-Geräte wird in Kürze folgen.

Dass Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren tatsächlich von dem interaktiven Programm lernen können, wies eine Studie (Meints, De Keuster 2009) nach, die an der Abteilung für Psychologie am Fachbereich Gesundheits- und Lebenswissenschaften der Universität von Lincoln in England durchgeführt wurde. In dieser Studie wurden Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder in allen Altersgruppen effektiv von der CD zum Blauen Hund lernen. Kinder, die dabei von ihren Eltern unterstützt werden, schnitten im Test besser ab als Kinder, die das Programm alleine durchspielten.

Der Blaue Hund wurde von einer Gruppe von Tierverhaltensforschern, Ethologen, Psychologen, Kinderärzten und Künstlern aus Belgien und Großbritannien unter dem Dach des gemeinnützen Blue Dog Trust mit Sitz in London entwickelt. Inzwischen wird der Blaue Hund außer in Großbritannien und Deutschland in etlichen europäischen Ländern (u. a. Belgien, Frankreich, Österreich, Schweiz) sowie in den USA, in Indien und in Australien angewendet.

Literatur:
Meints, K.; De Keuster, T. (2009): Brief Report: Don’t Kiss a Sleeping Dog: The First Assessment of “The Blue Dog” Bite Prevention Program. In: Journal of Pediatric Psychology 34(10), 1084-1090.